kaspar, kasperl, chaschperli
bin mitten in der nacht aufgewacht und da lag, fein säuberlich hingelegt, der ‚röhrenblicktrichter’ von buzzlä neben mir. bitz erschrocken hab ich mich nach der buzzlä umgeschaut : und sie lag gleich neben dem trichter und hat tief geschlafen. ich musste so sehr lachen, dass sie ein bitz aufgewacht ist und mich wundernd angeschaut hat. und dann hab ich buzzlä und den trichter wieder in ruhe gelassen : wenn sie schon weiss, wie man mit gschtältli umgeht, dann weiss ich es sicher nicht besser. und ich war dann schon bitz glücklich : wie man mit wesen und objekten eigenwillig umgehen kann, gegenseitig (> normative systeme; auch: wie man ‚das wilde denken’ auch lesen könnte : basteln forever).
bis vor einiger zeit die drahtigen und die plastiken tragkörbe aufkamen, waren viele katzentransportkörbe aus weidengeflecht. und ebensoviele körbe waren vielfältig geflickt: mit schnur, draht und holztüren wurden die löcher gestopft, die die katzen bei ihrem versuch, die freiheit zu erlangen, in die körbe rissen. ein doppeltes flicken aus zwei entgegengesetzten ganzheitsinteressen – einerseits der fluchtsichere transportkorb, andrerseits die beschädigte freiheit, die es (durch das loch) wiederherzustellen gilt – das sich gegenseitig ganz schön auf trab hält.
[KatzenTranSportKörbe : ist ja nur ein missverständnis, das schnurstraks zu den >turnvereinen und zu >lebertran führt.]
macht es spass, kind zu sein? wer weiss. auch wenn die woche mit einem sonntag beginnt : meistens geschlossen.
depèche-toi, viens-ici, arrète-tout-de-suite, laisse-ça-tranquille, laisse-le, tais-toi, reste-à-ta-place, t’arrète-un-peu : so werden die kinder hier in paris gerufen. so klar ist es, wenn die enzyklopädie fertiggeschrieben ist und keine fragen mehr offen sind.
„das isch dä füdliblutti wahnsinn!“ so einfach werden schöne kleider geflickt – oder muss man eher sagen: weggeputzt.
lit: christian andersen ?
ein kommentar reagiert auf einen ersten text oder agiert auf ihm – er versucht zu sagen, was im ersten text ‚vorhanden’ ist, aber nicht ausgesprochen, vielleicht mit absicht verschwiegen wird. er kann den diskurs auch weiterführen, ihn in vielen varianten (gegensätzlichen, sich gegenseitig aufhebenden oder sich gegenseitig ergänzend kommentierenden), den ersten text weiterschreiben, bis er, der kommentar, beinahe wieder selbst zum primärtext wird.
wenn man davon ausgienge, dass alles existierende und sich ereignende einem einzigen unkommentierten primärtext angehörte, dann würde es schwierig, einen kommentar abzugrenzen gegen den primärttext. man muss also von einem klar definierten primärtext ausgehen, wenn man dem kommentar einen diskurscharakter geben will. der kommentator definiert, was er als primärtext bezeichnet.
[mvs: 040202]
der kommentar erfndet mit vorgefundener welt eine neue : ganz wie ihn gelüstet. so gehen alle kommentatoren, und das sind wir alle, mit welt um : die einen etwas ‚dog’matic, die anderen etwas ‚cat’matic & und das ganze tier- pflanzen- und UFOreich ist immer dabei : so viele planeten wie kommentatoren : milch-, wasser-, haschisch, -koko-, peyote-, LSD-, opium-, weisheitslehren- und all die anderen erkenntnisstrassen im universum : alles da. das ist nicht despektierlich gesagt : man kann zu je eigenem kommen, wie man will. mit rohkost auch, mit abstinenz. ::: wie auch immer : (aber ich esse nicht an jedem reichgedecktem tisch).
[mvs: 071002]
„Sich immer wieder klarmachen, wie der Kommentar zu einer Wirklichkeit (denn hier handelt es sich um den Kommentar, Ausdeutung in den Einzelheiten) eine ganz andere Methode verlangt als der zu einem Text. Im einen Fall ist Theologie, im anderer Philologie die Grundwissenschaft.“
walter benjamin : das passagen-werk. gesammelte schriften V.1 & V.2. p.574
schöner ist giovanni francesco carotos (*ca 1480 in verona, † 1546 auch in verona) kommentar : grad zu sich, zum kommentieren und zur ganzen frechheit der weltbeschreibung:
der analogkommentar, der gerade bis an die nasenspitze denkt, ist nicht sehr horizonterweiternd.
die bilder hängen im hotel masson, ein schönes hotel von 1826 in veytaux-chillon, und wissen nicht warum. auch die tapete weiss wohl nicht, warum sie hingeklebt wurde. veytaux-chillon liegt zwischen montreux und dem châteaux chillon, ein küstenstrich am genfersee, der so hässlich und planlos zugebaut wurde, dass ich gar nicht weiss, was ich da soll. montreux hat ein casino, beim schloss chillon hat es ein kleines modernes touristenrestaurant, das 'cafe byron' benannt wurde. der lord byron war mal mit den shelleys für eine weile am genfersee, in cologny, ganz am anderen ende des langen sees allerdings.
[mvs:221014]
> explaining the obvious > rätsel + keine losung
[mvs:130303/250304]
1
„La parole est à moitié à celui qui écoute, et à la moitié à celui qui parle.“ (michel de montaigne)
der feinstaub des redens gehört der ganzen welt; er legt sich, je nach dem, wie goldstaub oder russ auf das gesprochene : wortbrösmeli, die herumschwirren und von jedem aufgeschnappt werden können.
(kommentar [se] im blog) und wie geht das im blog? die eine hälfte der welt schreibt, die andere hälfte schläft, die dritte hälfte hat keinen internetzugang, die vierte hälfte interessiert sich eher für käfersammlungen, die fünfte hälfte kann nicht lesen : so ist das oft mit hälften : sie passen nicht ganz zusammen.
[mvs: 070324]
2
lieber ffv
dein mail ist angekommen - ob meins bei dir auch ankommen wird, weiss ich nicht.
also falls ja, schreib mir bitte ein mail.
falls nein : ja : dann musst du dir was überlegen.
und sonst : ja : alles wahr! und ich freu mich auf das projekt, auch wenns nach viel arbeit aussieht : und auf weitere.
jetzt nicht mehr, weil ich, siehe oben, eben gar nicht weiss, obs ankommt.
wer wo welche sprache spricht – wer wo welche sprache versteht: welch wunder (und welche alliterationen auf ‚w’! (weh)).
„Dass Jakob Böhm ein enthusiastischer Pinsel gewesen, will ich jedem, der es behauptet, gerne zugeben, wenn er mir erlaubt ihn dafür für einen noch grösseren zu halten.“
Georg Christoph Lichtenberg
nicht nichts
und nichts
in kontemplation
(im rechten winkel)
„das lichtkonzept muss noch überarbeitet werden.“
das sag ich halbverschlafen am morgen, im bett : die sonne scheint mir ins gesicht : viel zu hell.
dieser satz kann auf alle naturgesetze angewandt werden, zb. ‚das gravitationsgesetz muss noch überarbeitet werden’.
die schönheit eines konzepts zeigt sich in den widerspruchsmöglichkeiten, den überschreitungen, die es sichtbar macht, in der flexibilität in der praxis - man kann auch sagen in der fähigkeit, wieder zu verschwinden im ereignis.
wünsche werden aber nicht geplant: wünsche gehen, seltsamerweise und ganz kontingent, entweder in erfüllung oder eben nicht.
der kopf
das kissen
wie finden sie
zusammen
ein guter schlaf
ganz ohne kommentar
wie schön ist das.
und aufwachen :
der kopf und das kissen
sind beide noch da.
> schlaf > traum
[mvs:05….]
das mechanistische weltbild hat immer wieder dazu verleitet, komplexe systeme und vorgänge vereinfacht darzustellen. daraus sind die populärwissenschaftlichen hefte entstanden, die den körper und seine funktionen erklären wollen. die abbildungen funktionalisieren den körper und vergleichen ihn mit fabriken, telefonämtern, elektrizitätswerken und anderem.
heute wird versucht, den kindern wieder beizubringen, dass pfefferminze nicht wie pfefferminzkaugummi schmeckt sondern umgekehrt. sagt marx, dass die fabriken und die arbeitsteilung zu einer entfremdung im arbeitsbereich geführt haben, so kann man von der funktionalisierung des körpers annehmen, dass sie zu einer entfremdung vom körper führt.
griechisch: (welt)ordnung
so ohne vorstellungskosmos geht es nicht – es ist ein lebenslanges basteln an sich vergegenwärtigen, was das alles soll, was man in einem leben erlebt. ein ganz verflicktes gartenhäuschen, das immer wieder irgendwo am verfallen ist, es blättert ab, es wird angeklebt und nie ist etwas von dauer.
der kotz ist ein unglaublich befreiender (wenn auch oft schmerzhafter und schlechtduftender) entsorgungsflick: weniger ist oft besser. ‚erbrechen’ ist auch ein schönes wort: entbrechen wär auch gut – ‚sich übergeben’ ist allerdings etwas defätistisch angehaucht. wenn der magen sich geflickt hat, gehts bald besser.
ein entbrechen anderer art ist der gruss ‚grüss kotz’, gebraucht von in katholisch epidemisierten landschaften ansässigen unbotmässigen: das ist wohl eher ein notflick, um dem entbieten zu entkommen.
und gerne hätte ich da ein bild dazu - der zusammenhang zwischen magen- und und gotteserleichterung ist einerseits sehr komplex und andrerseits schnurgerade.
[mvs:030214 etc.]
und katzen (nicht nur beinahe homphon) - wie konnte ich die katzen vergessen, diese eleganten kotzerinnen : wie sie etwas gras essen, um den magen zu kitzeln, sich abwartend mit leicht entrücktem ausdruck hinsetzen bis rhythmische bewegung in den magen zuckt - dann aber entschlossen in mehreren schwällen die unverdaulichen mäuseteile vor sich hin werfen. dann ist die konzentration weg, mit uninteressiertem blick wenden sie sich ab und geben sich entspannt der reinigung hin.
[mvs:250305]
> entlassungen > wirtschftssanierungen > seefahrt > schunkeln > kamillentee > klosterfrau melissengeist > euphemismus > blasphemie > notflick
(wenn die einen den anderen (im namen von freiheit, glauben, bestimmung etc.) am zeux herumflicken und vice versa.)
Aus Hoffmans Tagebüchern (der E.T.A ist hier gemeint):
Dresden, 25. August 1813. Nachmittags die grösste Unruhe. Gefecht zwischen Russen und Franzosen in der Ferne angesehen. Verwundete blutig und schreiend – brennendes Haus – Hoffnungen! –
26. August. Einer der merkwürdigsten Tage meines Lebens – . Schon früh 7 ½ Uhr sah ich vom Boden des Nebenhauses, dass die Russen in Kolonnen anrückten; um 11 Uhr kam der Kaiser Napoleon mit einem Teil der Garden, ich sah ihn lange an der Elbebrücke, umgeben von seinen Marschallen, halten, wie er Befehle austeilte pp. Zwischen 4 und 5 Uhr griffen die Russen und Österreicher die Stadt auf allen Seiten an, und ich sah vom Boden die fürchterliche Kanonade, Schlag auf Schlag. Eben als ich nach Hause gehen wollte, sauste eine Granate über meinem Kopfe durch die Luft und fiel zehn Schritt von mir nieder zwischen Pulverwagen! Eine zweite schlug in das Dach des gegenüberstehenden Hauses... Ich schlich leise zur Hintertür heraus und durch Hintergässchen zum Schauspieler Keller, der auf dem Neumarkt wohnt. Wir sahen ganz gemütlich mit einem Glase Wein in der Hand zum Fenster heraus, als eine Granate mitten auf dem Markte niederfiel und platzte. In demselben Augenblick fiel ein westfälischer Soldat, der eben Wasser pumpen wollte, mit zerschmettertem Kopfe tot nieder.... Der Schauspieler Keller liess sein Glas fallen, – ich trank das meinige aus und rief: «Was ist das Leben?! Nicht das bisschen glühend Eisen ertragen zu können, schwach ist die menschliche Natur!» – Gott erhalte mir die Ruhe und den Mut in Lebensgefahr, so übersteht sich alles besser!... Die Kanonade dauerte fort, bis es ganz finster war, und nun sahen wir an dem feuerroten Himmel, dass überall Feuer sein müsste. – Die Russen haben sich wahrscheinlich zurückgezogen, und man sieht einer Schlacht entgegen. Mehrere Bürger sind heute durch Granaten blessiert und getötet.
27. August. Ruhige Nacht. – Um 8 Uhr fing eine lebhafte Kanonade an, dass die Fenster bebten. Nachmittags entfernte sich das Feuer, und um 6 Uhr kam die Nachricht, dass Russen und Österreicher 5 Stunden weit zurückgedrängt wären, 16000 Gefangene und 10 Fahnen.... Wie wird’s noch gehen?! Dem Anschein nach haben die Franzosen wirklich gesiegt, indessen nicht entscheidend. Wenn sie nur nicht zurückkommen! Quod deus bene vertat!
29. August. Das Kriegsgetümmel hat sich entfernt, der Kaiser ist in Dresden geblieben. Vormittags war ich bei Hopfgarten auf dem Schlachtgefielde. Scheusslicher Anblick – Leichen mit zerschmetterten Köpfen und Leibern.... Was ich so oft im Traume gesehen, ist mir erfüllt worden – auf furchtbare Weise! – Verstümmelte, zerrissene Menschen!!
21. Oktober. Ein dunkles Gerücht von der Schlacht bei Leipzig verbreitet sich. Der Kaiser soll die Hauptschlacht verloren haben.
22. Oktober. Der Kaiser ist geschlagen und retiriert nach Erfurt – der König von Sachsen ist gefangen! – So habe ich gegründete Hoffnung zum besseren fröhlichen Leben in der Kunst, alle Not wird geendet sein!
5. November. Heute sah man offenbare Zurüstungen zum Ausmarsch; abends gingen mehrere Regimenter zum Tor hinaus, – Kanonen, Bagage –. Man hofft, dass sie wirklich fortgehen.
11. November. Nachmittags einen österreichischen und einen russischen Offizier in voller Gala gesehen – ganz eigenes, herrliches Gefühl! Ja, es ist wahr! Freiheit! Abends bei Eichelkraut die Kapitulation gesehen – Franzosen sind kriegsgefangen!
An Kunz. Dresden, 17. November 1813. Freiheit! – Freiheit! – Freiheit! – Meine schönsten Hoffnungen sind erfüllt, und mein fester Glaube, an dem ich selbst in der trübsten Zeit treulich gehalten, ist bewährt worden. Haben nicht selbst manche meiner Freunde ... gar kleinmütig mich in einem frommen Wahn befangen geglaubt, wenn ich immer hoffte und hoffte, und Ansichten, die so weit entfernt schienen, ins Leben trug? – Freilich wurde ich durch manches, was ich vor meinen Augen sah und was wohl manchem entgangen, gar oft gestärkt und erhoben; aber ich musste schweigen, da es unmöglich war, irgend einen überzeugenden Beweis meiner innigsten Meinung zu geben. – Was soll ich von der letzten Zeit, die ich hier erlebt, sagen? Sie war gewiss die merkwürdigste meines Lebens, da ich alles das, was sonst lebhafte Träume mir vor Augen brachten, wirklich und in der Tat vor mir erblickte!
lit.: Bartels, Hans: E.T.A. Hoffmann als Mensch und Künstler in Selbstzeugnissen, 1928
> diplomatie > dummheit > überzeugung > freiheit > utopie > ambivalenz > leben, ein schönes > kaputt > e.a.poe > hop frog > frogs in the belfry > darstellungsweise
„wenn der kuchen spricht, haben die krümel pause.“ hella von sinnen.
diese humorfreudigkeit, machtpositionen als harmlos darzustellen und gleichzeitig den sprung in die souveränität, die darübersteht, herzustellen, ist extrem humorlos: das lachen über diesen kleinen witz stellt sich einfach eine kleine stufe höher: die kraft des sockelzerstörenden humors fehlt. ich könnte auch sagen: „wenn die krümel pause haben, zetteln sie die revolution an“. auch haha? noch richtiger könnte sein, ganz nach und mit karl marx, den man nicht unterschätzen sollte, wenn man ein wenig zeitmässigkeit in zeitgegenwärtigkeit transformieren kann: „wenn die krümel keine pause haben, ist die revolution eine frage der zeit“. danke für den kuchen!
was ich betreibe, ist kulturpoesie: wenn man reflektiertes und doch poetisches denken und handeln nicht mehr als ‘kunst’ bezeichnen kann, weil diese sich auf den kommerz hin definert und orientiert.
ich möchte alle kunst, die ich schön finde, nachzeichnen, ganz so wie ich zeichne. dann wär sie nicht mehr ganz so schön und tät nicht mehr so weh. das schöne ist so schön, weil man es nie erreichen kann und vom anblick schon ganz baff ist. weil das nachgemachte verweist ja auf das schöne, und das schöne bleibt schön. und das nachgemachte bleibt als index, und der darf bitz minder sein. aber das schöne, das ist so schön, dass alles andere nicht so schön ist. und mit allem anderen leb ich doch, so in meinem leben. drum geht dieser zirkelschluss so schön auf, dass er fast auch schon wieder schön ist.
(wenn ich dem ganzen jetzt noch bitz sprachfluss, rhyming the humming gegeben hätte, dann wär das versagen am glanz noch etwas reflektierter geworden : flashback des perzepienten. aber jetzt ab in die wüste : wo die sandrosen blühn und alles erst in entstehung.
[mvs:090210]
künstlerinnen und künstler, also auch die literarischen und akustischen gleich miteingerechnet, auch noch die anderen performativen wie theaterischen und performanceerischen, sind ja schon, durchaus leider, eher dumm – und so auch ihre produkte ein schwer auszuhaltendes in ihrer präsenz. die kreativaufmunterung, die in den 60erjahren mit all den guten utopien ihren anfang genommen hat, hat sich sowohl zu einer abfallproduktion ausgewachsen wie auch zu einem kreativitätszwang gewandelt – wie froh wäre ich, wenn alle, vom handwerker bis zum manager, einfach ihre arbeit machen würden und mich mit kreativen lösungen in ruhe lassen könnten. kreativ ist zum pejorativ mutiert. die masse der produktion wird zum problem: wer mistet das alles aus, um die perlen zu finden, die sicher im mist zu finden sind? (war früher ja auch so – nur die masse etwas kleiner. gibts da auch eine kritische masse – und dann implodiert die ganze produktion ins schwarze loch? ich vermute, dass wir grad zeuge dieser implosion sind.)
seis drum – was sich die politikerinnen und politiker so unter präsenzplusäusserung erlauben, ist dann doch noch einiges unter dem niveau der künste. wirklich so dumm, dass man es kaum für möglich hält. also bis zur grenze zum ultimativ dummen und drüberhinaus – auch die halt kreativbessessen. und schädlich sind sie in potenz, verglichen mit den künsten, die ja nur die hoffnungen enttäuschen.
ein trostwort zum abschluss: es gibt heute noch menschen, die sich die mühe geben, bücher herauszugeben, die kein grosses publikum erreichen können. so ist mir trost, dass schopenhauers handschriftliche notizen heute in buchform greifbar sind. ein vergnügen, das mich am leben erhält, und ich danke jenen, die das geleistet haben.
das schöne daran, jetzt bei schopenhauers notizen, ist, dass hier noch nicht das doch etwas erzwungene geschlossene philosophische system von “die welt als wille und vorstellung” vorliegt, sondern die gedankengänge und lesereflektionen (wenn auch durchaus schon zielgerichtet) im stadium der metamorphose zum ‘werk’ vorliegen – und das mit einem temperament, das die schärfe nicht scheut.
/um dann nochmals zu den künsten, wenn auch nur zu den reproduzierenden, zu kommen : es gibt bilder des jungen schopenhauers und des alten – und das ist eine schöne biographie. alles klar./
und was mir jetzt auch noch wichtig ist (obwohl schon oft gesagt) : die bewegung des denkens ist um vielfaches utopischer als das gefundene system. drum sind neugier und entdeckungsreisen so viel lebensfroher und spannender als dogmatische erkenntnisse. (und da ist mir ernst bloch doch viel näher als zb. hegel, der weltgeistige, den der schopenhauer als schmierfinken bezeichnet, auch nicht ganz unvoreingenommen im dogmatikerstreit allerdings, aber mit überzeugendem furor.) und wenn man das jetzt als plattitüde oder binsenwahrheit wegwischen will, gehört diese attitüde wohl eher in die kategorie des ‘das habe ich mir auch schon nicht gedacht’ – denn bitte, das ‘nicht auch schon mal nicht gedachte’ hat mit dem ‘auch schon mal erlebtem/gedachten’ soviel zu tun wie der liebe gott mit dem atheismus. (> vive la plattitude innocente! (sarcasm implied; stultitia stultitae conductor, oder so, vänçilatein. die dummheit ist der dummheit untermieter, so die vänçiübersetzung.) )
was diese menschen der gravitationskraft mit sehnen, muskeln und anderen innereinen entgegenstellen sieht manchmal aus wie eine grundschule für den freien flug. und da sie dann ja doch nie wirklich frei fliegen können, beurteilt die jury die kunstfertigkeit aufgrund ästhetischer kriterien. was, wenn einer mal davonfliegen würde?
was machen jungvögel, bevor sie sich zum ersten mal aus dem nest stürzen und fliegen?
e.s., kapitän : "wenn man ins wasser geht, darf man nicht denken - dann gehts."
Der Kuss – oder der Stillstand der Zeit: „wenn ich mal in die ewigkeit käme: dann würd ich ewig küssen und umarmen und in dir sein“ (mvs: halt immer und ewig)
„Erfunden worden ist der Kuss, sehr wahrscheinlich vom Noa oder, Teebukadnetzar, vohr lauter Freude, als Sie, nach jahrelang ausgestandenen Strapatzen und Gefahren auf der Arche Noa’s, inmitten der End und grentzenlosen Sünd=Flut, die, damals schon stark bevölkerte und, in hochsüdlicher, Kultuhren, Floraa’s und Vegetattiohnen prangende und prunkende Riesen=Insel, Skt.Adolf=Heim, im heutigen grossen=Ost=Meer, entdeckten und, daselbst, Ihre erwünschte Rettung und, Erlösung fanden.“
Adolf Wölfli
s.h., angesichts der sich immer wieder küssenden mitreisenden „und was bringt das?“ – aufgrund ihres lustkonzepts wohl nicht ertragbringend, der kuss.
und ganz bitz vorher, hat der jean paul das küssen auch ganz gern gehabt (und ich freu mich, dass ich ihn wieder mal in einem wundsinnvollen kontext erwähnen konnte : auch wegen all den anderen sätzen. wegen dem erwähnen - dem sehnen, das in seinen sätzen ist in meinem lebenwähnen.)